The Lone Violin Player

Der einsame Violinenspieler

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 Der alte, einsame Violinenspieler, ja, so könnte man den Mann nennen, wenn man ihn zum ersten Mal sieht. Wenn man aber genauer hinsieht, entdeckt man, er ist gar nicht einsam. Seine Gesellschaft ist die Musik und seine Freunde sind die Noten.

Er ist so vertieft in seiner Welt, er nimmt im Moment nichts anderes wahr.

 

Er ist in seinem Land, dem Land der Musik, er erzählt sich eine Geschichte, die sein Herz berührt. Wer zuhört, bemerkt, dass er uns mit seiner Violine eine Geschichte erzählt.

All sein Gefühl legt er in sein Spiel. Die Töne berühren unser Herz,

die Melodie bildet eine Geschichte, die sich jeder anders vorstellt.

 

Unsere Fantasie übersetzt die Melodie in Bilder,

die wir in unserem Leben gesammelt haben, in eine ganz eigene Geschichte.

Würde man die Zuhörer fragen, vorausgesetzt, sie hören zu, ergäben sich ganz wundersame, hübsche, vielleicht auch traurige Bilder und Erzählungen.

 

 

 Und dann sehen wir, dass der Mann gar nicht so alt ist, wie er scheint.

Sein Gesicht erstrahlt bei seinem Spiel der Melodie, es scheint von innen zu leuchten.

Er lebt diese Musik, er fühlt sich wohl, er liebt seine Geschichte, die er sich erzählt.

Seine Finger gleiten wie schwerelos über die Saiten, sein Bogen holt den Klang heraus,

das Holz der Geige gibt der Melodie den schönen Klang.

 

Die Geige schluchzt und wimmert voller Gefühl, man könnte weinen, so schön ist es.

Auf einmal hat man das Gefühl, als würde die Umwelt versinken, als würden uns die Töne ganz weit weg tragen, in ein wunderschönes Land, wo es nur Musik und Farben gibt. 

 

 

Man fühlt sich leicht und sorgenfrei, die Seele erhebt sich bis zu den Sternen,

schwebt durch das unendliche All auf ein Licht zu, das so wunderbar warm

und hell ist, dass man unbedingt dorthin möchte.

Man weiß, hier gehört man hin, und man freut sich schon,

hineinzugehen und ist froh, dass man endlich hier ist.

 

 

Aber eine Gestalt, hell wie ein Engel, stellt sich vor das Licht und breitet abwehrend die Armen aus, so dass man nicht hineinkommt. Die Gestalt hat das Gesicht des alten Mannes, der die Violine spielt, deren Klang man immer noch hört.

 

Plötzlich ist man wieder hier, hier auf der Erde, bei den Menschen,

 die alle dem alten Mann zuhören. Man atmet ein tief ein und sieht sich verwirrt um.

 

 

Alle Menschen haben den gleichen verklärten Gesichtsausdruck.

Man fragt sich, ob sie das gleiche erlebt haben wie man selber.

 

Und dann beneidet man den alten Mann, dass er dieses Gefühl in anderen Menschen auslösen kann. Man möchte genauso spielen können.

Man fühlt, dass die Melodie gleich verklingen wird, dass das Lied zu Ende ist.

Der letzte Ton verklingt, die Geige verstummt.

 

 

Die Melodie klingt noch lange in einem nach.

Man fühlt sich wunderbar frei, man hat Frieden im Herz.

Man fühlt sich, als könne einem nichts geschehen, als sei man beschützt.

Der Geiger hat sich zurückgelegt und hat die Augen geschlossen.

 

 

Dann öffnen sich seine Augen und sieht uns alle der Reihe nach an.

Nicht lange, nur ganz kurz. Er hat einen wissenden Blick, er nickt uns zu.

Man fragt sich, ob er weiß, was mit uns passiert ist.

Dann lächelt er freundlich, ja, fast gütig und schließt die Augen wieder.

 

Sein Gesicht scheint zu leuchten. Man ist ganz verwirrt. Er sieht genauso aus wie die Gestalt, die man vor dem Licht gesehen und eine Frage tut sich auf, wen man gesehen hat.

 

 Und für den einen kurzen Moment, für die Länge seines Spiel,

war er nicht mehr der einsame Violinenspieler.

 


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